Reiner Schmidt: Kein gewöhnlicher Weg. Keine gewöhnliche Berufung.
Heute ist Reiner Schmidt Vortragsredner, Management-Berater, Unternehmer und Philanthrop. Doch wie ist sein Lebensweg verlaufen, um dort anzukommen?
Reiner Schmidt wird 1975 in Dornburg bei Limburg im Westerwald in eine Unternehmerfamilie hineingeboren. Schon in seiner Jugend engagiert sich Reiner Schmidt ehrenamtlich. Und steht auch sonst mit beiden Beinen fest auf dem Boden: Im Bergbauunternehmen der Familie, der Stephan Schmidt Gruppe, einem weltweit führenden Unternehmen für Ton, lernt er schon früh alle Bereiche kennen, die Ärmel hochzukrempeln und auch körperlich hart zu arbeiten.
Könnte man Optimismus studieren, wäre Reiner Schmidt vermutlich diesen akademischen Weg gegangen. So ist er Diplom-Ingenieur für Rohstoffe und Geotechnik geworden. Mitten im Studium ändert sich sein Leben zum ersten Mal grundlegend durch zwei schwere Rückschläge: den frühen Unfalltod seines Bruders und den darauffolgenden Freitod seines Vaters. Quasi über Nacht muss er sein Leben neu ausrichten.
Also steigt Reiner Schmidt schon früh ins Familienunternehmen ein. Eine große Verantwortung. Er wird Hauptgesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung. Dann schmiedet er eigene Pläne, verkauft 2018 seine Anteile und folgt seiner wahren Berufung: Der Entwicklung einer besseren Welt als Vortragsredner, Management-Berater, Unternehmer und Philanthrop zu dienen.
Einige hunderttausend Euro spendet Reiner Schmidt seitdem für humanitäre Zwecke und setzt sich vor Ort ein. In Afrika, in Indien, zuhause in Limburg. Doch vielleicht noch wichtiger: Reiner Schmidt pflanzt den Ideen-Samen vom Gewinn des Gebens in viele Köpfe. Mit seiner Begeisterung für praktizierte Sinnökonomie, die allen dient, entfacht er das Feuer der Hilfsbereitschaft auf den Bühnen und in den Herzen seines Publikums. Und auch gesellschaftlich übernimmt Reiner Schmidt Verantwortung. So ist er aktuell aktiv bei den Wirtschaftsjunioren Limburg- Weilburg-Dietz, im Junior Chamber International (JCI), im Tabitha Global Care e. V. und bei den Ingenieuren ohne Grenzen. Als stellvertretender Vorsitzender des FDP-Kreisvorstands Limburg-Weilburg und von 2011 – 2022 Mitglied der Gemeindevertretung Dornburg ist Reiner Schmidt ausserdem in der lokalen und regionalen Politik aktiv. Bleibt da noch private Zeit?
Die verbringt Reiner Schmidt mit Partnerin und Sohn, am liebsten in der Natur der Berge. Er wandet, joggt, klettert, kocht und bereist die Welt. Und liebt die Oper. So sehr, dass er selbst in einem Operetten-Ensemble singt.

Reiner Schmidt 1:1. Das Interview des Gebens.
Reiner, in der Wirtschaft gehet es um ROI, um Margen und Ergebnisse. Sind Geben und Gewinn da nicht ein Widerspruch?
Reiner Schmidt: Auf den ersten Blick vielleicht. Doch wer sich mit dem Thema Sinnökonomie beschäftigt, entdeckt schnell, dass wir es hier eher mit einer Investition zu tun haben. Wir reden hier über einen echten Wirtschaftsfaktor.
Wie das?
RS: Unternehmen haben längst den Wert von CSR, also der Corporate Social Responsibility entdeckt. Die wird von allen möglichen Stakeholdern auch immer öfter eingefordert. Auch verbiegen sich Unternehmen oft geradezu, um einen sogenannten Purpose, also eine höhere Berechtigung für ihr Dasein, zu proklamieren. Sie suchen oft krampfhaft nach Sinnhaftigkeit, weil sie genau wissen, dass die Menschen heutzutage danach suchen. Konsum alleine genügt nicht mehr. Die Menschen fragen sich, welche Rolle Produkte und Dienstleistungen in der modernen Welt spielen. Kunden und auch Mitarbeiter wählen die Unternehmen, die darauf eine Antwort haben.
Und was ist die Lösung?
RS: Kein vordergründiges Greenwashing. Es muss auch nicht jeder die Welt retten, was einfach viel zu hoch gegriffen und dadurch schlicht unglaubwürdig ist. Das geht nach hinten los. Stattdessen echtes, erlebbares, authentisches Engagement.
Auf der Bühne bei ihren Vorträgen spürt man ihre Begeisterung für die Sache. Was vermitteln Sie ihrem Publikum konkret?
RS: Jedes Unternehmen kann auf seine Weise, in seinem Rahmen geben und damit gewinnen. Ich unterscheide da drei Arten: integral, ideell und philanthropisch.
Integral entwickeln wir Konzepte, die die Leistung des Unternehmens konkret in Projekte einfliessen kann. So entstehen oft wunderbare Verbindungen, die viel bewirken auf eine langfristige Zukunft ausgerichtet sind. Ideell können Unternehmen sich engagieren und damit ihre Haltung ausdrücken, also belegen, dass sie leben, was sie sagen. Und philanthropisch fliesst einfach Unterstützung für die gute Sache.
Warum braucht es dazu Reiner Schmidt, gibt es nicht schon genug sogenannte Hilfsorganisationen?
RS: Wer sich einmal näher mit den Strukturen der großen Hilfsorganisationen beschäftigt hat, weiss, wie wenig Hilfe tatsächlich am Ende ankommt. Zu viel Verwaltung, hoch dotierte Posten, undurchsichtige Geldflüsse, Ineffizienz. Im Grunde eine Schande, wie Hilfsbereitschaft oft ausgenutzt wird. Nicht immer und überall, das ist klar. Doch es ist leider keine Seltenheit. Hier habe ich eine Lücke gesehen, die ich mit meiner Stiftung und mit meinem Namen ausfülle.
Was konkret ist der Unterschied?
RS: Ich bin persönlich in jedes Hilfsprojekt involviert, Hilfe kommt direkt an. Das dokumentieren wir auf Heller und Pfennig. Hilfe wird so auch für die Unternehmen ein Stück weit anfassbar. Auch direkte Kontakte vor Ort sind so denkbar. Mit meiner Reiner Schmidt Libertas Stiftung habe ich mir dazu auch einen Traum erfüllt. Sie ist die solide Basis.
Und was bleibt unterm Strich für die Unternehmen?
RS: Unternehmen gehen den entscheidenden Schritt vom Wollen zum Machen. Sie leben, was sie vorgeben zu sein. „An den Früchten werdet ihr sie erkennen“ – dieser alte Gedanke trifft es. Und dieses Verhalten ist eine Aussage darüber, wer die Unternehmen wirklich sind. Jetzt sind wir beim Thema gelebte Werte. Und Menschen wählen die Unternehmen, die den eigenen Werten entsprechen. Ob sie Kunden sind, Partner oder Mitarbeiter. Und dann ist da noch die gesamte Öffentlichkeit, die den Ruf mit prägt und damit den zukünftigen Erfolg. Was also wäre, wenn die Einstellung dieser Zielgruppen positiv aufgeladen sind? Wenn über die Hilfe zusätzlich neue Reichweite generiert wird und die Identifikation mit dem Unternehmen gelingt? Genau jetzt sind wir bei wirtschaftlichen Gewinn. Und ist es nicht schön, dass der auf der Entwicklung der Menschen baut?
Vielen Dank für das Gespräch.